Führen in Teilzeit

Betreuen, Bilden, Brücken bauen. In vier Worten fasst der Internationale Bund (IB) mit Sitz in Frankfurt am Main seine Aufgaben und Ziele zusammen. Die knapp 10.000 Beschäftigten des 1949 gegründeten Vereins und seiner Tochtergesellschaften bieten in 700 Einrichtungen Kinder-, Jugend-, Seniorenarbeit, Sozial- sowie Bildungsarbeit an. In den mehr als 60 Jahren seines Bestehens hat sich der Schwerpunkt der Arbeit verschoben.

Kinderbetreuung bildet heute das größte Geschäftsfeld des IB, die Seniorenarbeit dasjenige mit dem größten Wachstum. Und beide Bereiche verbindet, dass der IB keine Erzieher/innen und Pflegekräfte mehr bekommt. Auf diesen Fachkräftemangel reagiert der IB mit eigenen Bildungseinrichtungen, mit allgemein- und berufsbildenden Schulen, mit Erzieherschulen ebenso wie mit einer eigenen Hochschule in Berlin, deren Studiengänge auch ausbildungs- und berufsbegleitend absolviert werden können. Doch: Das Finden der Fachkräfte ist ein Aspekt, der andere heißt Binden der Mitarbeiter/innen.

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Seit 2008 hat der IB „Führen in Teilzeit“ in den Mittelpunkt der Personalentwicklung gerückt. „Wir können gar nicht anders, wenn wir Frauen als Mütter nicht verlieren wollen“, sagt Werner Sigmund, Vorsitzender des Vorstandes des IB, und räumt ein, dass er anfangs skeptisch war, ob Verantwortung geteilt werden könne. Doch sei das nicht nötig. „Führen in Teilzeit“ heißt beim IB, dass die Führungskraft ihre Tätigkeit mit einer reduzierten Stundenzahl ausübt.

Für die Mitarbeiter/innen bedeutet „Führen in Teilzeit“ einen höheren Organisationsaufwand, um zu gewährleisten, dass die Arbeit in der Einrichtung reibungslos weiterläuft. Es ist eine präzise Kommunikation und Abstimmung zwischen den Beschäftigten erforderlich und eine klare Zieldefinition der Stelle. Doch einmal eingeführt, macht sich die Maßnahme bezahlt. Werner Sigmund sagt, er sei vom Zweifler zum Verfechter von „Führen in Teilzeit“ geworden und schildert, was man heute so gerne eine „Win-win-Situation“ nennt: Der IB habe mit der gewährten Flexibilität seine Attraktivität als Arbeitgeber erhöht, wo ihm als Sozialdienstleister andere Mittel wie eine höhere Vergütung kaum zur Verfügung stünden. Die Mitarbeitenden fühlten sich dem IB besonders verbunden. Und die Kunden schätzten die Maßnahme des IB, denn die motivierten Mitarbeiter/innen lebten nicht nur den Dienstleistungsgedanken merkbarer, sie – die selbst passgenaue Arbeitgeberangebote nutzten – seien in der Lage, für den Kunden passgenaue Angebote zu gestalten.

Doch „Führen in Teilzeit“ ist kein Selbstläufer. Obwohl sich die Personalmaßnahme beim IB längst aus dem Stadium eines Projektes zu einem durchgehenden Prinzip entwickelt habe, müsse es „am Köcheln gehalten werden“, so Sigmund. Es sei unabdingbar, auf allen Ebenen des Unternehmens ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass Führungskräfte in Teilzeit tätig sein könnten – und dieses Bewusstsein müsse erhalten werden. Und für „Nachahmer“ gibt er den Tipp, Anfangskritik nicht zu negieren, sondern sie aufzunehmen und offen anzugehen.

Alles habe aber auch der Arbeitgeber nicht im Griff. So benötigten seine Teilzeit-Führungskräfte ein „Backoffice“ zuhause, sei es die Kinderbetreuungseinrichtung, die Großeltern, den Ehegatten, Möglichkeiten also, auch einmal einen längeren Termin oder notwendige Übernachtungen wegen Dienstreisen abzudecken. Diese Basis müsse vorab geklärt sein, um die Teilzeit- Führung erfolgreich zu beginnen. „Es gibt wenig Gründe, „Führen in Teilzeit“ nicht zu tun“, sagt Sigmund und fügt abschließend hinzu, bestes Mittel sei: „Man muss es leben.“

Autorin

Martina Winkelmann, Leiterin IHK-Forum Rhein-Main

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Die Organisation

Internationaler Bund (IB), Valentin-Senger-Straße 5, 60389 Frankfurt am Main, www.internationaler-bund.de

Branche

Bildung

Ansprechpartner

Werner Sigmund, Vorsitzender des Vorstandes, Telefon 069 945450, werner.sigmund@internationaler-bund.de

Belegschaft

  • 9.424 Mitarbeiter/innen,
  • 70,5 Prozent Frauen und 29,5 Prozent Männer
  • 62,4 Prozent Frauen in Führungspositionen
  • 166 Führungskräfte in Teilzeit (23 Prozent),
  • davon 29 männlich (17,5 Prozent) und 137 weiblich (82,5 Prozent)
  • Altersdurchschnitt: 45 Jahre

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